BERLIN — Die AfD gewann 2021 zehn der 16 Wahlkreise. Vier gingen an die CDU, einer an die SPD und einer an die Linke. In keinem anderen Bundesland fand die AfD mehr Unterstützung. Mit 24,6 Prozent ging sie als stärkste Kraft hervor.
Die Priorität aller Landesverbände liegt derzeit auf der bevorstehenden Landtagswahl am 1. September 2024. Erst danach sortiert sich alles für 2025.
Die AfD
Von den derzeit zehn Abgeordneten wollen Carolin Bachmann, René Bochmann, Tino Chrupalla, Thomas Dietz, Karsten Hilse, Steffen Janich und Matthias Moosdorf weitermachen.
Wenig Chancen auf eine erneute Kandidatur hat Barbara Benkstein, nachdem ihr Kreisverband Meißen ein Parteiausschlussverfahren gegen sie auf den Weg gebracht hatte.
Spitzenkandidat soll Chrupalla werden, auch wenn die Liste voraussichtlich keine Rolle spielen wird — bei der letzten Bundestagswahl ist niemand über die Liste eingezogen.
Die Bundestagsabgeordneten Mike Moncsek und Edgar Naujok werden bei den anstehenden Wahlen am ersten September auch für den Landtag antreten, weil dem AfD Landesverband passende Kandidaten fehlten. Bei einem Wahlerfolg kündigte Naujok bereits an, zusätzlich auch sein Bundestagsmandat behalten zu wollen, Moncsek hat sich dazu noch nicht geäußert.
Dass einer der beiden trotz Landtagsmandat 2025 erneut für den Bundestag antritt, gilt aber als unwahrscheinlich. Sollte Moncsek seinen Sitz im Bundestag für den im Landtag aufgeben, würde für ihn Jens Maier nachrücken. Der als rechtsextrem eingestufte Politiker saß bereits bis 2021 im Bundestag.
Die CDU
Die Union hat momentan sieben sächsische Abgeordnete in Berlin. Doch die Konservativen verlieren ihre Prominenz: Yvonne Magwas hatte vor wenigen Wochen ihren Rückzug verkündet. Grund der derzeitigen Bundestagsvizepräsidentin: das zunehmend rauer werdende gesellschaftliche Klima — insbesondere in Sachsen. Auch ihr Mann, der ehemalige Ostbeauftragte Marco Wanderwitz wird voraussichtlich aufhören.
Wanderwitz habe mit der CDU Sachsen abgeschlossen, heißt es aus der Partei. Bereits vor zwei Jahren kandidierte er nicht mehr für den Kreisvorsitz in Zwickau und kritisierte Michael Kretschmer wiederholt öffentlich.
Die anderen machen weiter. Im August beginnen die Nominierungen mit Landesgruppenchef Carsten Körber. Bis Jahresende folgen Jens Lehmann, Markus Reichel, Lars Rohwer und Christiane Schenderlein. Die finale Liste soll Anfang Januar stehen.
Die SPD
Acht sächsische Abgeordnete waren ein großer Erfolg, Fraktionsvize Detlef Müller hat Chemnitz sogar direkt gewonnen. Er ist als Pragmatiker zwar nicht der beliebteste im linken Landesverband, aber der Erfolgreichste. Nach Platz 3 im Jahr 2021 wäre alles andere als Platz eins eine Überraschung.
Landeschefin Kathrin Michel wird ebenfalls auf einer der Topplätzen landen. Holger Mann und Rasha Nasr dürften Favoriten auf die aussichtsreichen nächsten Listenplätze werden. Fabian Funke, Carlos Kasper, Nadja Sthamer und Franziska Mascheck müssen kämpfen. Auch dem Landtagsfraktionschef Dirk Panter sagt mancher nach, dass er Richtung Bundestag schielt.
Die Grünen
Die Grünen haben momentan vier Bundestagsplätze, blicken aber nervös auf die Landtagswahl, weil sie die Aufstellung für die Bundestagswahl völlig durcheinanderbringen könnte.
Fliegen die Grünen im September aus dem Landtag und damit aus der Regierung, könnten die beiden Minister Wolfram Günther und Katja Meier eine Bundestagskandidatur anstreben.
Ambitionen werden in der Partei auch Landeschefin Christin Furtenbacher nachgesagt. Günther, Meier und Furtenbacher sind drei neue und einflussreiche Grüne, die auf die wenigen aussichtsreichen Listenplätze drängen.
Die bisherigen Abgeordneten wollen voraussichtlich auch alle wieder antreten — also Paula Piechotta (2021 auf der Pole-Position), Bernhard Herrmann, Merle Spellerberg und Kassem Taher Saleh.
Auf Anfrage bestätigte nur Herrmann, dass er wieder antreten will. Er kommt — wie Furtenbacher — aus Chemnitz, die ihm Konkurrenz machen könnte.
Die FDP
Die Liberalen haben mit den Vorbereitungen noch nicht angefangen. Keiner der fünf Abgeordneten hat bislang erklärt, sich wieder aufstellen zu lassen, es ist aber davon auszugehen, dass Philipp Hartewig, Ulrike Harzer, Torsten Herbst, Frank Müller-Rosentritt und Nico Tippelt erneut antreten.
Spitzenkandidat soll Landesgruppenchef Herbst bleiben. Für die Plätze dahinter könnten die Karten neu gemischt werden. Die ersten Nominierungen dürften im Herbst stattfinden, die Liste wird wahrscheinlich erst im März gewählt.
2021 gewannen die Liberalen noch circa zehn Prozent; derzeit stehen sie bei zwei bis drei Prozentpunkten. Für 2025 fürchtet die Partei deswegen (und wegen der Wahlrechtsreform), zwei oder drei Sitze zu verlieren.
Die Linke
Der Vorsitzende der Linken-Gruppe und Direktmandatsgewinner von 2017 und 2021, Sören Pellmann, wollte sich erst nach dem Urteil des BVerfGs zur Wahlrechtsreform äußern. Das ist zwar jetzt da, aber Pellmann ist momentan im Urlaub. Deswegen konnte sein Büro keine Auskunft darüber geben, wie er sich entschieden hat.
Clara Bünger will nochmal kandidieren. André Hahn hingegen will den Staffelstab an die nächste Generation weiterreichen. Offen ist, ob Caren Lay wieder antritt. Die Liste will der Landesverband voraussichtlich erst gegen Ende des Jahres vorlegen.
Das BSW
Das Bündnis hat seit Ende Februar einen Landesverband in Sachsen. Auch in Sachsen spekuliert mancher über Sahra Wagenknecht als Vertreterin des neuen Verbandes.